Aufbruch und viele Aussendungen
„Arme und Kranke sollen durch uns in aller Welt Heilung und Hilfe finden!“. Unter diesem Motto wirbt der Gründungsdirektor und Salvatorianerpater Christoph Becker nach dem Ersten Weltkrieg unermüdlich für die Gründung eines Missionsärztlichen Instituts. Sein Zweck: die „fachgemäße Ausbildung und missionarische Vorbereitung katholischer Ärzte und Ärztinnen sowie Studenten und Studentinnen der Medizin“.
Am 3. Dezember 1922 ist es soweit. Missionsvereine und Missionierende Orden rufen in Würzburg das Katholische Missionsärztliche Institut ins Leben. Bereits kurze Zeit später beginnen in Kooperation mit dem Würzburger Juliusspital die ersten Krankenpflegekurse für Missionsschwestern und Schulungswochen für Missionare vor der Ausreise in Länder des Südens.
Als Pater Becker 1937 stirbt, hat das Missionsärztliche Institut bereits 37 Ärzte und Ärztinnen nach Afrika, Indien und China ausgesandt und zählt 150 Mitglieder. Mehr als 500 Missionare haben die medizinischen Schulungskurse besucht.
Während des Zweiten Weltkriegs ruht die missionsärztliche Arbeit weitgehend. Viele Missionsmediziner werden zum Kriegsdienst eingezogen, etliche im Ausland tätige Ärzte teilweise mit ihren Familien interniert.
1952 wird im institutseigenen Gebäude, das nach dem Krieg als chirurgische Abteilung des zerstörten Juliusspitals dient, die Missionsärztliche Klinik gegründet. 1953 entsteht die Gemeinschaft der Missionshelferinnen (GMH), um die Arbeit des Instituts mitzutragen.
In den 1950er Jahren werden auf Wunsch der dortigen Missionsbischöfe institutseigene Krankenhäuser gegründet in Indien, Pakistan und dem damaligen Rhodesien. Dorthin werden Schwestern der GMH sowie Ärztinnen und Ärzte ausgesandt.
1965 wird der Benediktinerpater Urban Rapp (1915-1998) Direktor des Instituts. 29 Jahre prägt er die missionsärztliche Tätigkeit im weltweiten Gesundheitsdienst und die Missionsärztliche Klinik, als deren Direktor er gleichzeitig fungiert.
Krankenhäuser und Katastrophen
In den 60er und 70er Jahren helfen Mitarbeiter und Mitglieder des Instituts beim Aufbau und der Weiterentwicklung zahlreicher diözesaner Hospitäler und Gesundheitsstationen, vor allem in Nigeria, Ghana, Tansania, Zaire, Rhodesien, Südwestafrika und Südafrika mit.
Dr. Johanna Davis-Ziegler geht 1948 als erste deutsche Missionsärztin nach Simbabwe, das damals noch Rhodesien hieß. In Lupane baut sie das St. Luke’s Hospital in Lupane auf, das sie bis 1995 leitet.
Im St. Paul`s Hospital wird am 9. August 1977 ihre Kollegin Dr. Hanna Decker von angetrunkenen Rebellen erschossen. Nach der unerschrockenen Missionsärztin heißt seit 2006 der Sitz von medmissio in Würzburg Hanna-Decker-Haus.
1994 übernimmt mit Karl-Heinz Hein-Rothenbücher († 2016) der erste Laientheologe die Geschäftsführung. Die in der Zwischenzeit weiter entwickelte Missionsärztliche Klinik wird als GmbH vom Missionsärztlichen Institut abgekoppelt. Seit 2017 ist die Klinik mit dem Würzburger Juliusspital zum Klinikum Würzburg Mitte fusioniert. Medmissio ist einer von drei Gesellschaftern der gGmbH.
Nach der Jahrtausendwende ist die Expertise des Instituts auch im Rahmen von Naturkatastrophen und Epidemien gefragt. Dazu gehören Erdbeben in China, Pakistan und Haiti, das nach der Zerstörung zusätzlich gegen die Cholera zu kämpfen hat.
2014 bricht in Westafrika Ebola aus und forderte viele tausend Tote. Medmissio ist durch die Epidemie so gefordert wie selten zuvor in seiner hundertjährigen Geschichte. Ebola zeigt erneut, dass Gesundheit an erster Stelle der Entwicklungsagenda stehen muss.
Seit Ende 2019 hält Corona die Welt in Atem. Den Globalen Süden trifft die Pandemie so hart wie sonst keine Region auf der Welt. Medmissio ist nicht nur gefragt, wenn es um schnelle und unbürokratische Nothilfe für Menschen in Südamerika, Afrika und Indien geht. Auch Beratung und Ausbildung für Experten und medizinische Laien sind dank Internet möglich. Weil die Pandemie nur weltweit beendet werden kann, macht sich medmissio für eine weltweite Impfgerechtigkeit stark.