Wie die Medical Mission Sisters in Indien ihr Krankenhaus managen.
Michael Kuhnert hat nicht zum ersten Mal Indien besucht. Nach pandemiebedingter Pause war er wieder zu Gast bei den Medical Mission Sisters – und beeindruckt von der Wärme und Herzlichkeit, mit der ihn die Ordensfrauen empfingen. Aber auch ihre Ausdauer und ihre Professionalität nötigten dem Leiter der medmissio-Geschäftsstelle großen Respekt ab.
Über das Nityaseva-Krankenhaus in Shevgaon berichtet er:
„Der Krankenhausbetrieb im Nityaseva Hospital in Shevgaon läuft routiniert, keiner klagt über den Alltagsstress, obwohl es wieder so ausgelastet ist wie immer: war Lange Warteschlangen vor der Klinik, die Aufnahmestation platzt aus allen Nähten, die Geburtsabteilung und Neonatologie sind so voll wie eh und je und in den fünf Betten der Intensivstation liegen ein Patient mit Herzinfarkt, zwei Bauern nach Suizidversuchen sowie zwei Kinder mit Schlangenbissen.
Alle Ausbildungsplätze in der Krankenpflegeschule sind besetzt, das HIV-Programm läuft, die regelmäßigen Besuche der umliegenden Dorfgemeinschaften zur Betreuung von Schwangeren, Säuglingen, Behinderten und alten Menschen gehen weiter.
War was? Die Schwestern haben das Krankenhaus in Ruhe und mit Gottvertrauen durch die Krise geführt. Sie schauen nach vorn, statt zurück, klagen nicht über die Vergangenheit und blockieren sich nicht mit den Fragen nach dem, was gewesen wäre, wenn oder warum das hat sein müssen. Nicht Trauer oder Selbstmitleid bestimmen ihr Wesen, sondern Glaube und Hoffnung. Das Leben geht weiter – also gilt es, seinem Lauf die Steine aus dem Weg zu räumen und seine Herausforderungen und Krisen als Chancen zu sehen.
Krankenpflegeausbildung mit Studium
Eine dieser Herausforderungen bzw. Chancen ist mittelfristig die Akademisierung der Krankenpflegeausbildung in Indien. Die Schwestern hatten die Wahl, sie zu bedauern und so lange es geht weiterhin nur zweijährige Kurse anzubieten oder den Weg zu dieser Akademisierung frei zu machen. Sie haben sich, zum Wohl des Krankenhauses und der zukünftig Auszubildenden, für die zweite Alternative entschieden. Also haben sie sich in den letzten Jahren auf den bürokratischen Marathonlauf zur Anerkennung eines vierjährigen Bachelor-Studiums gemacht und inzwischen abgeschlossen.
Nun muss nach strengen staatlichen Vorgaben das entsprechend große College-Gebäude errichtet werden, was mit erheblichen Kosten und Finanzierungsrisiken verbunden ist. Der Rohbau dieses College ist inzwischen fast schon abgeschlossen. Die Schwestern sind zu bewundern für ihren Mut, ihre Hartnäckigkeit und ihre Weitsicht, denn sie haben sich von der Pandemie nicht lähmen lassen, sondern mitten in der Corona-Krise die Weichen für die Zukunft gestellt. Natürlich birgt dieser Schritt wie alles Neue Gefahren. Aber noch gefährlicher ist es, vor der Zukunft die Augen zu verschließen und vor lauter Angst erst einmal nichts zu machen. Wer wachsen will, muss sich ausstrecken. Wer Zukunft gestalten will, muss springen. Um des Lebens willen gibt es die Pflicht, sich zu verändern. Koste es, was es wolle.“
Hier können Sie die Arbeit der Medical Mission Sisters unterstützen.