Während Ruanda nach Monaten intensiver Maßnahmen den jüngsten Ausbruch des Marburg-Virus erfolgreich eindämmen konnte, wächst in der Region Kagera in Tansania die Sorge um eine erneute Verbreitung des gefährlichen Erregers. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft das Risiko einer regionalen Ausbreitung als hoch ein, da Kagera ein zentraler Verkehrsknotenpunkt in Ostafrika ist und enge Verbindungen zu den Nachbarländern Ruanda, Burundi und Uganda bestehen.
Ende September 2024 kam es in Ruanda zum ersten registrierten Ausbruch der Marburg-Virus-Krankheit, wobei die ersten Fälle in der Hauptstadt Kigali festgestellt wurden. Der Ausbruch betraf in erster Linie Mitarbeitende aus zwei großen Krankenhäusern in Kigali, die einen großen Teil der 66 bestätigten Fälle ausmachten. Das Virus führte zu 15 Todesfällen, was einer Sterblichkeitsrate von etwa 23 % entspricht. Im Vergleich zu anderen Ausbrüchen des gleichen Virus kam es zu einer deutlich geringeren Sterblichkeit, was für einen hervorragenden Umgang mit den Erkrankten selber und auch den Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens spricht. Die ruandische Regierung ergriff in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern rasche Maßnahmen zur Eindämmung des Ausbruchs, darunter die Rückverfolgung von Kontaktpersonen, die Isolierung von Kontaktpersonen und die Verabreichung von Prüfimpfstoffen an Beschäftigte in vorderster Front und identifizierte Kontaktpersonen. Diese Maßnahmen erwiesen sich als wirksam und so konnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die ruandische Regierung am 20. Dezember 2024 den Ausbruch für beendet erklärten, nachdem 42 Tage in Folge keine neuen Fälle aufgetreten waren.
Ein herausragendes Beispiel für die internationale Zusammenarbeit ist das beeindruckende Engagement der ruandischen Gesundheitsfachkräfte, deren exzellente Arbeit nicht zuletzt auf ein speziell entwickeltes Trainingsprogramm zurückzuführen ist. Dieses Programm vermittelt Krankenhausmitarbeitenden fundierte Kenntnisse im sicheren und professionellen Umgang mit Patientinnen und Patienten, die an dem hochinfektiösen Marburg-Virus erkrankt sind. Die Schulungen wurden im November 2024 in Kigali von den Projektpartnern der Charité und des Robert Koch-Instituts durchgeführt. Das medmissio unterstützte diesen Prozess intensiv aus Deutschland, stellte essenzielle Ressourcen bereit und stand den Beteiligten jederzeit für Rückfragen zur Verfügung – ein wertvoller Beitrag zur nachhaltigen Stärkung des ruandischen Gesundheitswesens.
Quellen:
https://apnews.com/article/rwanda-marburg-outbreak-6975a9f1edca2970ccca0f14b957799e
https://www.who.int/emergencies/disease-outbreak-news/item/2024-DON543?
Nun ist die Community die sich mit Thematiken der Globalen Gesundheit beschäftigt erschüttert, da Tansania bereits kurze Zeit später, im Januar 2025, einen Ausbruch des Marburg-Virus in der Region Kagera bestätigte. Kagera liegt im Nordwesten des Landes und grenzt im Westen an Ruanda, Burundi, im Norden an Uganda und im Osten an den Viktoriasee und die Region Mwanza, der Partnerstadt von Würzburg. Auch die Demokratischen Republik Kongo ist nicht weit entfernt. Die WHO hat das Risiko einer nationalen und regionalen Ausbreitung als hoch eingestuft, da Kagera ein regionaler Verkehrsknotenpunkt mit erheblichen grenzüberschreitenden Bewegungen ist.
Quellen: https://netec.org/2025/01/22/situation-report-marburg-virus-disease-in-tanzania/
Das Marburg-Virus, das dem Ebola-Virus ähnelt, ist eine hoch ansteckende und oft tödliche verlaufende Krankheit, die von Flughunden und Affen auf den Menschen übertragen wird. Zu den Symptomen gehören Fieber, Muskelschmerzen, Durchfall, Erbrechen und starker Blutverlust. Es gibt bisher keine zugelassenen Impfstoffe oder spezifischen Behandlungsmöglichkeiten für Marburg.
Die strategische Lage der Kagera-Region ist aufgrund ihrer Rolle im regionalen Handel und Verkehr von Bedeutung. Der Viktoriasee, der an Tansania, Uganda und Kenia grenzt, ist ein wichtiger Kanal für Handel und Transport in der Region. Fähren und andere Schiffe erleichtern die Beförderung von Waren und Personen über den See, verbinden verschiedene Häfen miteinander und fördern die wirtschaftlichen Aktivitäten zwischen den Nachbarländern. Angesichts der Verflechtung dieser Regionen unterstreicht der Ausbruch die Bedeutung einer robusten Gesundheitsinfrastruktur und der Bereitschaft in der gesamten Ostafrikanischen Gemeinschaft.
Quellen: https://lca.logcluster.org/print-preview/2702
Das medmissio hat in dieser Region viele Bekannte aus früheren und aktuellen Projekten. Gerade hochansteckende Krankheiten (High- Consequence Infectious Disease = HCID) spielen in dem in dritter Generation laufendem EFFO Projekt eine zentrale Rolle. Ein Teil des EFFO-Projekts ist es, eine Station für die Behandlung von Erkrankungen wie Ebola oder Marburg zu errichten. Das Gebäude in Kigali steht bereits in der Rohbauphase und soll Ende 2025 fertiggestellt werden. Als einer der Projektpartner (neben dem RKI, der Charité und der TU-Braunschweig), ist das medmissio v.a. für die Schulung des künftigen Personals verantwortlich. Dabei werden Online Lehrinhalte erstellt, die sowohl Hintergrundwissen als auch praktische Handlungsanweisungen vermitteln sollen. Zukünftig wird angestrebt, auch weitere Regionen im Ostafrikanischem Raum sowohl auf der HCID-Station als auch vor Ort und Online zu schulen.
Unser Mitgefühl und unsere besten Wünsche gelten allen, die von dem aktuellen Ausbruch des Marburg-Virus betroffen sind, sowie den tapferen Mitarbeitenden des Gesundheitswesens, den Einsatzkräften und den Gemeinden, die an der Bekämpfung der Krankheit beteiligt sind. Als Institut, das sich der Unterstützung der öffentlichen Gesundheit in der Region verschrieben hat, pflegen wir eine langjährige Partnerschaft mit Akteuren in Ostafrika. Wir unterstützen unsere Partner auch in diesen schwierigen Zeiten und werden weiterhin eng zusammenarbeiten, um die Bereitschaft, Reaktion und Widerstandsfähigkeit in der gesamten Region zu verbessern.
Laura Liebau