Furchtlos bis zum Ende
Dr. Hanna Decker, 1977 in Simbabwe ermordete Missionsärztin
„Solange wir hier medizinisch arbeiten und Leuten helfen können, finde ich es richtig, auch in dieser politischen Ungewissheit weiterzumachen.“ Dr. Hanna Decker weiß, dass ihr Leben in Gefahr ist, aber die Menschen in Simbabwe sind ihr wichtiger. Das Missionsärztliche Institut stellt seinem medizinischen Personal frei, das Land zu verlassen. Doch alle bleiben im Krisengebiet, auch Hanna Decker. Sie wollen den Mangel an Ärzten und Krankenschwestern nicht noch vergrößern.
„In unserem Alter kann man immer sterben, ob es nun an einem Herzanfall, einem Autounfall oder durch einen Überfall sei, und so können wir nur annehmen, was uns aufgegeben ist. Solange wir hier medizinisch arbeiten und Leuten helfen können, finde ich es richtig, auch in dieser politischen Ungewissheit weiterzumachen“, schreibt die Ärztin noch wenige Wochen vor ihrem Tod an ihre Schwester. Am 9. August 1977 werden sie und die Mariannhiller Missionsschwester Ferdinanda Ploner im St. Paul`s Hospital in Lupane von betrunkenen Rebellen bei einem Raubüberfall erschossen.
Die junge Hanne will Missionsärztin werden
Schon als Jugendliche beschließt die 1918 in Nürnberg geborene Hanna, später einmal als Ärztin in die Mission zu gehen. Nach Studium und Berufstätigkeit in Deutschland reist Decker 1950 nach Bulawayo im damaligen Südrhodesien aus. Zunächst arbeitet sie zehn Jahre lang in der Fatima-Mission. Bis 1958 ist sie dort die einzige Ärztin. 1959 übersiedelt sie in die St. Paul’s Mission, die sie schon seit Jahren regelmäßig besucht hat, um Gesundheitsdienste anzubieten. Das Hospital mit anfangs 24 Betten ist für rund 40.000 Leute zuständig und wird in den folgenden Jahren auf 135 Betten erweitert.
Mit Deckers Ermordung, für die die Täter wegen einer allgemeinen Amnestie nie zur Verantwortung gezogen wurden, endet auch die Ära von St. Paul’s als Missionskrankenhaus. Es wird geschlossen, wenige Monate später auf Druck der Rebellen auch die Primary School, in der bis dahin 400 Kinder unterrichtet werden.
Vorbild
Hanna Decker wird für viele heutige Missionsärztinnen und -ärzte zum Vorbild. In Würdigung ihrer Verdienste benennt ihre Heimatgemeinde Heimstetten vier Jahre nach ihrem Tod eine Straße nach ihr. Die katholische Kirche nimmt sie als Glaubenszeugin in das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts auf. Seit 2006 heißt der Sitz von medmissio in Würzburg „Hanna-Decker-Haus“.
Elke Blüml