„Wir sind Missionare der Tat“
Im Gespräch mit Prof. Dr. Klaus Fleischer
Herr Prof. Fleischer, was wünschen Sie medmissio zum 100. Geburtstag?
Ich wünsche dem Institut, dass es kraftvoll weiterlebt mit seinen Wurzeln und dass es neue Blüten treibt.
Was wünschen Sie ihm auf keinen Fall?
Dass es seine kirchlichen Wurzeln nicht verliert. Diese gehören mit zum wichtigsten Grund, dass ich zu medmissio gekommen bin. Das gilt auch für unsere mehr als 500 persönlichen Mitglieder, auch für die verstorbenen, die zu uns gekommen sind, weil sie einen Dienst im Rahmen der Kirche machen wollten. Diese Wurzeln dürfen wir nicht verlieren.
Im Missionsdekret des Zweiten Vatikanischen Konzils erkannte die Kirche offiziell an, dass der soziale Dienst, den wir leisten, nicht dem missionarischen Wortdienst nachgeordnet ist, sondern dass unser Dienst gleichwertig ist. Darüber haben wir mit den Direktoren des Instituts viel und oft gestritten. Wir sind Missionare der Tat. Und wir müssen keine studierten Pfarrer sein, um draußen Missionsdienst zu leisten.
Was war Ihr Antrieb, sich dem Institut anzuschließen?
Es gibt zwei Gründe. Zum einen hatte ich einen Onkel. Er war Missionsarzt, ich habe ihn nie kennengelernt. In Deutsch-Südwestafrika wurde er 1940 wurde er interniert, er starb nach zwei bis drei Jahren an Schwarzwasserfieber. Bei den Schweizer Missionaren in der Diözese Windhoek am Rande der Wüste habe ich sein Grab gefunden.
Dazu kam eine gute Portion Abenteuerlust. Ich wollte raus, ich war mein Leben lang Pfadfinder. Schon als Kinder kannte alle Flüsse in Afrika auswendig, vom Kongo bis zum Sambesi.
Hat medmissio Grund zum Feiern?
Ja, man kann stolz sein, die Leute haben viel getan. Die ersten Mitglieder sind in die Mandschurei gegangen, weil damals die ganze südliche Welt unter den Missionsgesellschaften Europas und Nordamerikas aufgeteilt waren. Nordchina war noch niemandem zugeteilt, und man hat jemanden gesucht, der dorthin in den Missionsdienst geht.
Was ist in der jüngeren Geschichte des Instituts nicht so gut gelaufen?
Wir arbeiten mit verschiedenen katholischen Hilfswerken zusammen. Einige darunter haben sich leider vom Gesundheitsdienst abgewandt. Ihr Argument war, man habe für mehr Gesundheit in Ländern des Südens viel Geld investiert und trotzdem sei man dort noch immer nicht in der Lage, Krankenhäuser aus eigener Kraft zu führen. Das war für mich schwer zu ertragen, denn diese Organisationen haben nicht verstanden, dass man mit Gesundheitsdienst keinen Gewinn machen kann und dass das Training von Fachkräften immer weitergehen muss. Was passiert, wenn man das Thema Gesundheit in der Entwicklungszusammenarbeit vernachlässigt, sehen wir aktuell während der Corona-Pandemie, die vor allem die Länder im globalen Süden hart getroffen hat.
Elke Blüml